troyes scheune 170Am 5. Mai ging es los! Nach Troyes! Dank der Bereitschaft von Ferdinand, der sich bereiterklärt hatte, unser Chauffeur zu sein, kamen wir in einem Mini-Transporter pünktlich in Troyes an. Dort wurden wir schon von den Mitgliedern, die im Privatauto gefahren waren, erwartet.

Das hatte also wunderbar geklappt. Niemand fehlte. Wir wurden sehr herzlich von unseren Gastfamilien in Empfang genommen.

Am Freitag, dem 6. Mai, um 9 Uhr ging es richtig los mit dem Besichtigungsprogramm. Unsere Gastgeber fuhren mit uns im Privatauto nach Saint-Fargeau, einem recht hübschen, verträumten Dorf, wo wir nach ungefähr anderthalb Stunden ankamen. Wir bummelten über den Markt und durch die kleinen Gassen. Einige von uns besuchten eine kleine Kirche. Saint Fargeau liegt circa 40 km südlich von Auxerre. Das Dorf ist durch sein Schloss aus dem 15. Jahrhundert berühmt geworden.

Das Schloss war übrigens ziemlich heruntergekommen, als Michel Guyot, der Initiator des Guédelon-Burgbauprojekts, das wir später besuchten, es 1979 kaufte und renovierte. Um in das ziemlich verschlafene Dorf ein bisschen Leben hineinzubringen und Touristen anzulocken, inszeniert er seitdem ein groß angelegtes Historienspektakel. Im Sommer zeigen 600 Darsteller und 60 Reiter vor der Schlosskulisse einen Querschnitt der Ortsgeschichte. Dazu gehört auch der Einzug der Amerikaner im 2. Welt­krieg, dargestellt an Hand von 20 historischen amerikanischen Militärfahrzeugen.

Von Saint-Fargeau fuhren wir zu „La Métairie Archambault“, einem wirklich sehenswerten Res­taurant, um dort zu Mittag zu essen. Ursprünglich bestand es aus einem Pferdestall, einer Scheune für Heukarren, einem Schafstall mit 160 Milchziegen und einem Kuhstall. Als ein Neffe einer Jumeleurin die Gebäude erbte, hatte er die gute Idee, die Gebäude umzuwandeln, was ein ganzes Jahr in Anspruch nahm. Bei der Renovierung behielt er u. a. das wunderschöne Gebälk bei und schuf so seit 2002 ein Esslokal für 200 Gäste, eine Auberge mit 26 Zimmern – davon, ideal für Familien mit Kindern, 3 Familiensuiten – und Zimmer für Gehbehinderte. Das Essen war hervorragend und die Bedienung ausgesprochen nett.

Nach dem Mittagessen fuhren wir zu dem bereits erwähnten Guédelon. Dabei handelt es sich um ein Burgbauprojekt, bei dem für die Rekonstruktion ausschließlich Techniken aus dem 13. Jahrhundert angewandt werden. Bei der Führung in Deutsch und Französisch erfuhren wir sehr interessante Einzelheiten.

Baubeginn war 1997. Die Fertigstellung der Burg ist für 2023 geplant. Michel Guyot hat bereits seit den siebziger Jahren einige Schlösser und Burgen in der Region restauriert. Nach vielen Vorbereitungen und einer längeren Suche nach einem geeigneten Platz, an dem ausreichend Baumaterialien wie Stein, Holz und Wasser zur Verfügung stehen, wurde 1997 in einem stillgelegten Steinbruch mit dem Bau begonnen. Die Handwerker und Mitarbeiter tragen mittelalterliche Gewänder. Sämtliche Werkzeuge und Hilfsmittel werden selbst hergestellt. Dazu gehören Dachschindeln, Körbe, Töpferwaren, Fliesen, Nägel, Seile, Balken, Wolle und Kleidung. Der Transport wird mit großrädrigen Pferdekarren bewerkstelligt.

Es werden weder Zement noch Schrauben verwendet. Statt dessen wird auf der Baustelle Mörtel aus Sand, Tonerde und gelöschtem Kalk hergestellt. Wir hatten die Möglichkeit, den Handwerkern bei der Arbeit zuzuschauen, was natürlich hochinteressant war! Unter der Leitung von Michel Guyot arbeiten 50 vollberufliche Arbeiter und in der Hauptsaison bis zu 16 Freiwillige. Von November bis März ruhen die Arbeiten. Gegen 18 Uhr fuhren wir zum Abendessen bei unseren Gastfamilien zurück.

Am Samstag, dem 7. Mai, bekamen wir Gelegenheit zum Besichtigung von Troyes und zum Shopping. Zum Mittagessen fuhren wir nach Auxon, wo eine gedeckte Tafel in der Festhalle auf uns wartete. Die Gäste aus Worms und ihre Gastgeber aus Auxerre waren auch da. Das Menü war exzellent. Jean-Baptiste, ein Musiker und Sänger, sorgte für Musik. Michel machte an diesem fröhlichen Nachmittag als Kalif verkleidet den Conférencier. Es wurde getanzt und viel geplaudert. Gegen 18 Uhr fuhren zurück nach Troyes.

Am Sonntag, dem 8. Mai, hieß es um 10 Uhr: Zurück nach Darmstadt! Nach einer angenehmen Fahrt ohne Zwischenfälle kamen wir wohlbehalten in Darmstadt an.

Carmen René