Vom 30.5. - 3.6. fand unser diesjähriges Partnerschaftstreffen mit den BTL-Twinners in Darmstadt statt. Trotz E-Mail, Handy und moderner Verkehrsmittel waren einige Hindernisse zu überwinden

bis sich alle 19 Engländer (den süßen kleinen David eingerechnet) und ihre Partner gefunden hatten.
Millers kamen infolge eines Datumfehlers in der E-mail einen Tag später als erwartet. Daphne wartete 2 Stunden am Frankfurter Hauptbahnhof auf Else-Maria, die wiederum den Darmstädter Hauptbahnhof nach Daphne durchsuchte. Max blieb auf der Fahrt zum Flughafen Hahn kläglich im Stau stecken und brachte mit fast 3stündiger Verspätung eine vom langen Warten vermutlich total erschöpfte Eileen nach Gundernhausen.
Die Freude auf ein paar Tage erholsames Twinning währte für sie allerdings nur bis zum nächsten Morgen. Denn da wird Eileen schon kurz vor 6 aus dem Bett gescheucht, weil um halb neun unser Ausflug nach Wetzlar starten soll. Zu einem Frühstückskaffee reicht es nicht mehr. „Aber das kann ich ja bei der Ankunft in Wetzlar nachholen“, denkt Eileen.
Doch dort am Busparkplatz wartet schon unsere Fremdenführerin mit Karteikarten bewaffnet auf uns. In besten amerikanischen Englisch gibt sie uns einen kurzen Überblick über das Auf und Ab in der Geschichte Wetzlars und lädt uns dann zu einem Spaziergang ein, erst hinunter zur romantischen Lahn und dann durch die malerische Altstadt hinauf zum Dom.
Unterwegs lernen wir vieles Wissenswerte über Konstruktionsprinzipien und Bauformen hessischer Fachwerkhäuser. Wir erfahren, was oder wen Goethe bei seinem Aufenthalt in Wetzlar wirklich liebte und welche Personen die Vorbilder für seine „Leiden des jungen Werther“ gewesen waren. Als wir den Dom verlassen, der als mittelalterliche Finanzruine eine ganze Entwicklungsreihe unterschiedlicher Baustile zeigt, ist es 12 Uhr und wiederum keine Zeit mehr für einen Kaffee für Eileen., weil wir rechtzeitig am Bus sein müssen, der uns zur Naunheimer Mühle zum Mittagessen fahren wird. Das Restaurant ist, als ehemalige Mühle, sehr schön an der Lahn gelegen und unsere Tische sind im Innenhof gedeckt. Ich stecke gerade ein Stück Knödel in den Mund, als ein kurzer Regenschauer über uns hereinbricht und wir schnell ins Restaurantinnere flüchten müssen. Dort kriegt Eileen endlich auch ihren ersehnten Kaffee
Kurz nach 3 Uhr ist unser Bus wieder unterwegs Richtung Braunfels und seinem Märchenschloss. Für die Führung werden wir in eine englische und eine deutsche Gruppe aufgeteilt. Die deutsche Gruppe muss in Filzpantoffeln über die Parkettböden des Schlosses schlurfen, während die englische Gruppe die Ritterrüstungen, Waffensammlungen und Gemäldegalerien in eigenem Schuhwerk anschauen darf. „Das ist“, erklärt der Führer der englischen Gruppe, „weil die Deutschen immer dreckige Füße haben“. Den leckeren Abschluss des Ausfluges bildet eine Portion Eis aus dem Café vor dem Schloss und ein kleiner Wettlauf zum Bus, weil es erneut leicht zu regnen anfängt.
Am nächsten Tag hat Eileen endlich Zeit, gemütlich ihren Frühstückskaffee auszutrinken, denn wir treffen uns erst um halb 10 im Futurelab im FTZ, wo die Telekom zukünftige technische Entwicklungen und Produkte präsentiert. Wir werden von Herrn Gerfen, dem Leiter des Futurelabs begrüßt. Wir sehen Version 2 des Talking Head, nachdem bei Version 1 das Head-Tracking anlässlich des Besuch einer Delegation von Schwarzen aus Afrika kläglich versagt haben soll. Cora, die elektronische Grundstücksmaklerin, die Sprache und Gestik versteht, versucht, uns ein Haus in Wiesbaden zu verkaufen. Dagmar freut sich über eine Flasche Limonade, die per Handy am Automaten bezahlt wird. Wir lernen, dass man über ein einfaches Telefonkabel 3 Fernsehprogramme übertragen kann und lassen uns von den tollen Möglichkeiten im Multimedia-Konferenzraum beeindrucken. Schließlich setzen wir alle unser Shutterbrillen auf und schwimmen in „Virtual Reality“ durch eine Simulation des Weltausstellungsaquarium von Lissabon.
Für die Mittagszeit hat uns Frau Klesser den großen Gästeraum in der FTZ-Kantine reserviert und ein Mittagessen für uns organisiert. Die englischen Partner freuen sich sehr, mit dem kleinen Taschenmesser ein wirklich praktisches Gastgeschenk bekommen zu haben.
Alle, die noch nicht genug von Technik haben, sind nach dem Mittagessen eingeladen zu einem kleinen Spaziergang zu dem Nachbarinstitut Eumetsat. Dort sehen wir verschiedene Modelle von Wettersatelliten und werfen einen Blick in den ziemlich menschenleeren Kontrollraum. Mrs Pooley gibt uns zunächst einen Überblick über Organisation und Ziele von Eumetsat. Von ihrem englischen Kollegen erfahren wir anschließend viele Einzelheiten über Ausrüstung, Leistungsfähigkeit, Orbitpositionen von Wettersatelliten und darüber, wie die Daten weiterverwendet werden. Einige Zuhörer haben dabei mit der nach dem Mittagessen üblichen Verdauungsmüdigkeit zu kämpfen. Andere wiederum sind so interessiert, dass sie gar nicht aufhören können, immer neue Fragen zu stellen.
Am Abend wird in Zwingenberg das Weinfest eröffnet. Wir treffen uns im Zwingenberger Heimatmuseum und lassen uns die interessanten Sammlungen von Puppenhäusern, Stereobildern, alten Werkzeugen und Hausgeräten zeigen. Auf dem Marktplatz ist viel Betrieb. Aber wir finden noch 3 freie Tische für unsere Gruppe ganz in der Nähe des Tisches, wo 5 Weinköniginnen und ihre Prinzessinnen Platz genommen haben. Ein Spielmannszug eröffnet mit Bum-Bum-Tara das Fest. Der Bürgermeister begrüßt die Ehrengäste. Großer Beifall von unsern Partnern, als die „englische Gruppe von British Telecom“ extra begrüßt wird. Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Wissenschaftsministerin ist auch gekommen, und weil Wein und Wissenschaft mit dem gleichen Buchstaben beginnen, muss sie zusammen mit dem Bürgermeister und den Weinköniginnen in das Becken des Dorfbrunnens steigen und darf den Wein, der aus den 2 Hähnen des Brunnens fließt, an durstige Festbesucher verteilen. Auch unsere englischen Gäste bekommen so ihr Glas gefüllt und es scheint ihnen gut zu schmecken.
Hatte der Himmel noch Donnerstag und Freitag den pessimistischen Prognosen der Wetterfrösche erfolgreich getrotzt, so muss er sich am Samstag morgen, an dem die Gastgeber für ihre Gäste ein eigenes Programm gestalten, geschlagen geben und kann die grauen Regenwolken nicht mehr aufhalten. Während es in den Straßen in Strömen regnet, können wir unseren Partnern, die an deutschen Kinderbüchern interessiert, nach einem Buchladen Ausschau halten, das beeindruckende Chaos im Parkhaus des Luisencenters vorführen. Für andere Gäste ist das Heidelberger Schloss im Regenschauer eine neue Erfahrung. Als wir uns dann aber abends alle zur Abschiedsfeier an der Nieder-Beerbacher Grillhütte treffen, lugt immerhin ab und zu für ein paar Minuten ein Stück blauer Himmel zwischen den Regenwolken hervor. Während draußen immer mal wieder ein kleiner Schauer vorbeizieht, sitzen wir in der Hütte alle im Trocknen und unterhalten uns angeregt. Der Holzkohlengrill von Max verbreitet angenehme Wärme. Die clubeigene Musikanlage füllt den Raum mit leiser Musik. Das gemeinsam zubereitete kalten Buffet schmeckt ausgezeichnet. Zum Abschluss des Abends hält Tony eine humorvolle Rede und bemerkt dabei, dies sei für ihn das bisher beste Twinning gewesen.

 

A.Corbet