Die letze Wolke, die von einem regnerischen Pfingstwochenende übrig geblieben war, schwebte am Mittwoch, den 30. Mai gegen 19 Uhr über den Bayerischen Biergarten in Darmstadt, gerade als dort mehrere Tische zu einem großen U gruppiert wurden, das alsbald von unseren englischen Twinning-Partnern vom Adastral Park in Ipswich/Martlesham und ihren deutschen Gastgebern bevölkert wurde.

Die letzten englischen Gäste waren gerade vom Ryanair Flughafen Hahn eingetroffen und warteten darauf von ihren Gastgebern in Empfang genommen zu werden. Bei Bier, Suppe und Wurstsalat besprach man dabei die Aufteilung der Autos für den Ausflug nach Mannheim am darauffolgenden Morgen.


So traf man sich am Donnerstag Morgen in der Eingangshalle des Landesmuseums für Technik und Arbeit, um bei einer Führung durch die 7 Stockwerke des Museums Maschinen verschiedenster Art und Epoche entweder im eigenen Experiment oder mittels Vorführung durch das Museumspersonal kennenzulernen. Das Riesenlaufrad, mit dem man mühelos tonnenschwere Felsbrocken in die Höhe heben konnte, zog vor allem die Kinder an. An der Postkartendruckmaschine standen sogar einige Erwachsene Schlange. In der Weberei führte man uns eine Weberwerkstatt mit funktionsfähigen Original-Webmaschinen des 19. Jahrhunderts vor, deren Transmissionstreibriemen im Museum natürlich nicht mehr mit Dampfmaschinen, sondern Elektrokraft in Bewegung gesetzt wurden. Am meisten faszinierte die Vorführung der Papierherstellung von Hand mittels eines speziellen Siebs, das in einen Wasserbottich getaucht wurde, um die darin aufgelöste Zellulose als dünne Schicht aufzufangen, die zwischen Filzen getrocknet, zu einem Blatt Papier wurde. Angesichts der vielen Experimente und Versuchsaufbauten, an denen man leicht hätte einen ganzen Tag verbringen können, bedauerten wir es fast, dass wir nach einer kurzen Fahrt mit dem Dampfzug und einem Besuch in der Arbeiterkneipe das Museum verlassen mussten, um uns am Eingang des nahegelegenen Luisenparks zu einen Streifzug durch den Park einzufinden. Es war 13 Uhr und so meldete sich im Park als erstes unser Magen und dirigierte uns entweder zum Restaurant oder zum Imbisskiosk, wo vor allem Wurstsalat und Gulaschsuppe ihre Abnehmer fanden. Unsere Gruppe löste sich in dem großen Park bald in einzelne Grüppchen auf.
Wer Lust hatte stieg in eines der Gondolettas (gelbe Boote), die schienengesteuert ihre Bahn durch den Parksee zogen. Neben der vorbeiziehenden reizenden Uferlandschaft mit Schildkröten und Pelikanen faszinierten fetten Karpfen, die in Massen auf die Boote zuschwammen und alle ihre großen hungrigen Mäuler aufsperrten.
In der Klangoase konnte man auf einem Liegestuhl zurückgelehnt die Augen schließen um der meditativen Musik zu lauschen, die aus den Lautsprechern zwischen den Baumwipfeln kommend die Luft erfüllte.
Im Freigelände des Tiergeheges waren alle Storcheneltern hoch oben in ihren Nestern mit dem Füttern ihrer hungrigen Jungen beschäftigt. Das Geschehen im größten Nest wurde mittels Fernsehkamera zu einem Bildschirm in Augenhöhe übertragen.
Trotz der Größe des Parks traf man immer wieder eines der andern Grüppchen, sei es beim Überqueren der Schaukelbrücke, einem Spaß auch für jung gebliebene Erwachsene oder im Schmetterlingshaus, wo sich die großen bunten Flatterlinge unsere Handrücken oder Nasen als Landeplatz aussuchten.
Für den Freitag stand als erstes ein Besuch des Darmstädter Lokalsenders RADAR auf dem Programm. Neben einigen büroähnlichen Räumen und zwei kleinen Studios mit großen Mischpulten, an die Mikrofon, Telefon und verschiedenen andere Aufnahme- und Wiedergabegeräte angeschlossen sind, gab es eigentlich nicht viel zu sehen. Um so überraschender war es, dass unserer Besuchergruppe der Vortrag, in dem Meinhard die Aktivitäten des Senders vorstellte, die Demonstration der Studios durch den Techniker, und das fünfzehnminütige deutsch-englische Interview zum Thema Jumelage, so gut gefielen, dass aus der einen Stunde, die für den Besuch vorgesehen war, über 2 Stunden wurden und keine Zeit mehr für einen Einkaufsbummel blieb, wollte man vor dem Besuch der ESOC um 13:30 Uhr noch etwas zu Mittag essen.
Bei der ESOC gibt es außer mehreren Operationscentern, deren hervorstechendstes Merkmal gähnende Leere ist, eigentlich nicht viel zu sehen, sodass es von den Führern abhängt, ob sie die spannenden Projekte, die die ESOC durchführt, in der Fantasie des Besuchers zum Leben erwecken können. Dies gelang bei der englischsprachigen Führung recht gut, während die deutsche Führerin sich auf Karteikarten stützen musste und bei der Filmvorführung die deutsche Tonspur nicht einstellen konnte.
Der leichte Regen am Abend konnte die gute Laune der 60 – 70 Gäste nicht verderben, die ab 18 Uhr an der Arheilger Grillhütte eintrudelten. Der große Innnenraum der Hütte ist recht wohnlich eingerichtet und die Tische hatte Klara hübsch mit dunkelblauen Papiertischdecken versehen. Die dicken Rauchwolken aus dem Gasgrill, die den Raum zunächst einhüllten, verschwanden, sobald der Ventilator eingeschaltet war. Werners Steaks schmeckten trotz der Flammen, die aus dem Grill schlugen, ebenso die leckeren Salate, die die Gäste in großer Menge mitgebracht hatten. Das 30 Liter Bierfass war am Ende fast leer und auch die große 3 Liter Rotweinflasche aus Haralds Keller fand schnell ihre Liebhaber.
Die strahlende Sonne, die am Samstagmorgen Oppenheim in ihr Licht tauchte, suchte uns zunächst vergebens. Denn nach einem kurzen Blick in die Katherinenkirche mit ihren schönen Glasfenstern stiegen wir in 2 Gruppen hinab in die Gänge und Gewölbe von Oppenheims mittelalterlicher Unterwelt. Obwohl es eigentlich nicht viel zu sehen gab, gelang es sowohl der deutschen, als auch der englischen Führerin diese geheimnisvolle unterirdische Welt aus der Zeit vor der kriegerischen Zerstörung der Stadt im 16 Jahrhundert, zum Leben zu erwecken. Oppenheim nutzte im Mittelalter seine Lage am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Handelstrassen dazu, durchreisende Kaufleute zu verpflichten, ihre Waren für einige Tage in unterirdischen Lagerräumen einzulagern und dies natürlich gegen Gebühr.
Beim Verlassen der Kellergewölbe standen schon 3 Wagen mit Tisch und Getränkeflaschen bereit für eine Rundfahrt durch Oppenheims Weinbergslandschaft. Die Traktoren, deren Auspuffgase besonders beim An- und Bergauffahren zu riechen waren, tuckerten so schnell über die Betonwege, dass wir ordentlich durchgerüttelt wurden und es nicht ganz leicht war, den Wein bzw. das Mineralwasser in die kleinen Gläser einzugießen, die in runden Löcher in einem Balken auf den Tischen standen. Dreimal hielten die Wagen an, sodass wir uns die Beine vertreten und die herrlichen Ausblicke auf Oppenheim mit seiner Burg und Kirche in Ruhe genießen konnten. Beim ersten Halt verteilten die Fahrer Brötchen und an jeden ein großes Stück Fleischwurst, das alle satt machte. Wer neugierig war, wie lange ein Weinberg lebt, wie eine Erntemaschine funktioniert oder wie viel Wein pro Fläche ein Winzer produzieren darf, der konnte dies alles von den Traktorfahrern erfahren, die, selbst Winzer, geduldig und sachkundig Auskunft gaben.
Mit der Ankunft der Wagen am Marktplatz von Oppenheim ging das Partnerschaftstreffen offiziell zu Ende und da das Wetter an allen Tagen gut war, hat es allen auch gut gefallen.
Alfred Corbet