ipswich10-1 Kaum zu glauben, dass wir nach einem kalten verregneten Mai  ausgerechnet in England ein Twinning bei warmen sommerlichen Temperaturen und strahlend blauem Himmel erleben konnten. Wir, das waren 17 Mitglieder der Sektion Darmstadt,die zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedlichen Wegen anreisten.

Obwohl Lisa sich im Eurolines-Bus von Frankfurt nach London nicht mit dem polnischen Fahrer verständigen konnte und Agathe bei Ryanair in Karlsruhe ihren Regenschirm wegen 1000 Gramm Gewichtsüberschreitung

aus dem Handgepäck nehmen und in unseren Rucksack stecken musste, kamen wir fast alle glücklich in Stansted bzw. Ipswich an und wurden dort von unseren Partnern in Empfang genommen. Nur Ekkehard und sei Sohn mussten den Shuttlebus von Stansted nach Ipswich nehmen. Besonders hart traf es Rolf. Er musste einen Tag vor Reiseantritt ins Krankenhaus.

Der erste Tag unserer Begegnung war ein „Cultural day“. Auf dem Programm stand die Suffolk Show, eine Art Maimarkt mit den Schwerpunkten Landwirtschaft und Blumen.

Kutschenshow Aber das besondere an dieser Show, die an 2 Tagen jedes Jahr in Ipswich stattfindet und Scharen von Besuchern aus ganz England anzieht, sind nicht die vielen Verkaufs- und Informationsstände, sondern die Vorführungen und Wettbewerbe. Im Mittelpunkt standen dabei Pferde verschiedenster Art, aber auch Jagdhunde und sogar Schweine, die zu einem lustigen Wettrennen antraten. Tradition und Moderne waren gleichermaßen vertreten. Erst gab es eine Parade historischer vierspänniger Kutschen mit einem Blaswettbewerb der Kutscher. Dann  zeigte eine Gruppe von militärischen Fallschirmspringern am Himmel ihr Können und landete schließlich auf dem Gelände, um dort das Beladen eines Apache Hubschraubers mit Munition im Feindesland zu simulieren. Tony, der Organisator auf englischer Seite, seine Freundin Philippa sowie ihre deutschen Gästen Gabi und Jochen schafften es dabei, inmitten des Gedränges ihre Decken auszulegen und ein Picknick zu veranstalten.

Die strahlende Sonne und die warmen Temperaturen machten durstig. So traf man sich am Abend  in einem englischen Pub, um dort bei englischem Bier oder Cider über den Tag zu parlieren und sich am Buffet ein leckeres Essen zusammenzustellen.

Der nächste Tag stand als „Adventure day“ auf dem Programm. Man traf sich in Thorpeness zum Ruderbootfahren auf dem Thorpeness Meare.alt Meist waren es die Männer, die das Ruder in die Hand nahmen. Die Frauen gaben Kommandos und genossen die schöne Seenlandschaft. Nach dem Rudern trafen wir uns im Pub am See zum Essen. Kleine Wanderungen am Nachmittag führten uns vorbei an dem „House in the clouds“, eigentlich ein Wasserturm, und der weißen Windmühle. Auch am Strand wurde entlang gewandert. So sahen wir die große stählerne Muschel, die am Strand zwischen Thorpeness und Aldeburgh zu Ehren des berühmten englischen Komponisten Benjamin Britten errichtet wurde. Wir kamen auf dem Strandweg nach Aldeburgh an dem alten Rathaus vorbei und schauten uns im Ort die alte Kirche an. Den Abend verbrachten wir bei den Gastgebern.

Der letzte volle Tag unseres Aufenthalts sollte ein „Families day“ sein. Jeder unternahm mit seinen Gastgebern, was diese geplant hatten. Viv und Dave, unsere Gastgeber, sind mit uns nach Dedham gefahren. Vorher schon hatte Dave herausgefunden, dass es in Dedham einen Multicache gibt. So konnte Irmi ihrem Hobby Geocaching nachgehen. Alle waren beteiligt beim Lösen der einzelnen Aufgaben und schließlich beim Ausrechnen der Final-Koordinaten. Auf einem public footpath ging es dann durch Getreidefelder und über Kartoffeläcker in Richtung Flatford Mill. Unterwegs wurde der versteckte Schatz gehoben und Irmi konnte sich in das Logbuch eintragen. Je näher wir Flatford Mill kamen, umso mehr Leute waren unterwegs, um sich die Landschaft, in der der englische Maler Constable malte, anzuschauen.alt Nach einer Pause in einem Tearoom, traten wir dem Fluss Stour entlang, den Rückweg nach Dedham an. Hatten wir die ganze Zeit nur strahlend blauen Himmel ohne eine Wolke gesehen und immer Temperaturen zwischen 20° und 24° gehabt, so zogen an diesem Abend  zum ersten Mal Wolken auf. Hoffentlich würde das Wetter halten. Denn am letzten Abend findet traditionsgemäß eine Grillparty statt. Als wir bei Tony ankamen, war der Himmel bereits grau und kaum fingen die Hähnchenschenkel auf dem Grill zu brutzeln an, fielen die ersten Tropfen. Alles flüchtete und drängte sich unters Vordach, aber da war der kurze Regenschauer auch schon wieder vorbei.

Man erzählte sich was man tagsüber unternommen hatte. So hatten Gabi und Jochen zusammen mit Mark eine 100km Fahrradtour geplant. Jochen hatte allerdings nicht mit der Heimtücke eines englischen Schlaglochs gerechnet, das ihm auf den ersten Kilometern auflauerte. Es tat einen kurzen Schlag, schon war das Hinterrad Schrott und musste ausgetauscht werden. Agathe war mit ihrer Gastgeberin in Woodbridge und beim dortigen Folk Festival unterwegs. Bald waren das Grillgut, die leckeren Salate und der Nachtisch verzehrt und es hieß voneinander Abschied nehmen.

Irmi und ich flogen am Sonntag am späten Nachmittag von London-Stansted nach Karlruhe-Baden zurück. Es blieb morgens noch Zeit mit Viv und Dave einen schönen Spaziergang durch das Arboretum in Ipswich zu unternehmen. Nach dem Lunch wurden Agathe und Herbert vorbeigebracht und Dave fuhr uns mit seinem Auto zum Flughafen. Ein recht turbulenter Flug brachte uns zurück nach Deutschland, wo uns wieder trübes und graues Wetter erwartete. Auf der Autobahn zogen die Regenwolken zum Glück vor uns her. Erst in Darmstadt haben wir sie eingeholt.

Wir freuen uns schon auf den Besuch der Engländer in Darmstadt im nächsten Jahr.
Alfred Corbet

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