Die Rad- und Wanderveranstaltung fand vom 10. – 14. Juni in der ehemaligen Dammvorstadt von Frankfurt an der Oder, also im heutigen Słubice, in Polen, statt. Die 113 Teilnehmer, deren gemeinsames Interesse sportliche Betätigung war, kamen aus 6 Ländern: 37 aus Deutschland, 33 aus Polen, 30 aus Frankreich, 7 aus Dänemark, 4 aus der Schweiz und 2 aus England.

Von der Sektion Darmstadt waren 14 Teilnehmer zum Teil mit dem Zug und zum Teil mit dem Auto angereist: Agathe und Rudi, Carmen, Georg, Irm, Irmi & Alfred, Karola & Thomas, Lisa, Meinhard, Sylvia & Harald und Wolfgang.

Die Organisatoren waren Mitglieder der Sektion Gorzów Wlkp. von Poczta Polska, die in diesem Jahr ihr 25jähriges Jubiläum feiert. Wie immer bei Oscars wurde an 2 Tagen geradelt oder gewandert. Sławek kümmerte sich um die Radgruppe 1, Adam um die Radgruppe 2, Ula und Wanda um die Wandergruppe 1, Renia und Tomek um die Wandergruppe 2.

Irmi Corbet

Die Radgruppe 2, bestehend aus 30 Radfahrern und Radfahrerinnen, fuhr am ersten Tag von unserem Hotel in Slubice zunächst in südliche Richtung. Schnell ging es nach Nordosten weiter durch das Dorf Kunowice (Kunersdorf), leider immer auf der „Rue National“. Hier in der Gegend gibt es wenige Radwege, und wir beschlossen, bei der EU-Kommission in Brüssel einen Antrag auf Einrichtung eines ordentlichen Radwegenetzes zu stellen.

Nach einiger Zeit erreichten wir dann doch eine etwas weniger befahrene Landstraße, fuhren durch eine reizvolle Ackerlandschaft, erfreuten uns an der Farbenpracht des leuchtend roten Klatschmohns und an dem Blau der Kornblumen sowie dem Gesang der Feldlerchen. Hin und wieder leuchtete ein knallgelbes Rapsfeld auf. Ein wahrer Augenschmaus!

Es mussten „kleine Bergchen“ (Hügel), wie unser Radwanderführer Adam es nannte, überwunden werden, die manche Teilnehmer dennoch als recht anstrengend empfanden. Es ging weiter wellenförmig rauf und runter, wobei in der Summe satte 300 Höhenmeter bewältigt werden mussten.

Picknick wurde vor der Kirche in Ośno Lubuskie (Drossen) in einer wasserbesprengten Grünanlage gemacht, was bei der extremen Hitze sehr angenehm war.

Adam drängte zur Weiterfahrt, weil er eine kleine Überraschung für uns hatte – ein nach Bismarck benannter steinerner Wachturm erwartete uns auf der Anhöhe einer Sanddüne, der sogenannte Bismarckturm. Die nicht gänzlich ungefährliche Turmbesteigung wurde mit einem herrlichen Ausblick belohnt.

Weiter ging es durch eine schöne hochgelegene Dünenlandschaft mit typischer Vegetation in Richtung Sienno (Seefeld), wo eine Kirche aus dem 16. Jahrhundert mit Holzbalkendecke und originalen Wandfresken zu bewundern war.

Die letzten Kilometer zum Hotel mussten wiederum auf einer stark befahrenen Straße zurückgelegt werden. Im Stadtzentrum von Słubice konnte das im Jahre 2014 errichtete Wikipedia-Denkmal bewundert werden.

Die Radtour des zweiten Tages führte uns durch die Oderauen, vorbei an zartblau blühenden Leinfeldern. An dem Konzentrationslager „Oderblick“, einem Straf- und Arbeitslager bei Świecko (Schwetig), gedachten wir der Opfer der Nationalsozialisten.

Wir fuhren weiter zum Oderstrand und hatten einen Blick auf die „Steile Wand“, eine Sandklippe am gegenüberliegenden, westlichen Ufer.

Nach einer anstrengenden aber wunderschönen Fahrt auf sandigen Wegen durch ein herrliches Waldgebiet erreichten wir die „Neue Mühle“, wo wir eine längere Pause einlegten. Einige Teilnehmer besichtigten den nahe gelegenen Seerosenteich, der sich dort in einem kleinen botanischen Garten befindet.

Nach einigen weiteren Kilometern erreichten wir in Lubiechnia Wielka (Groß-Lübbichow) einen ökologischen Bauernhof. Dort wurden wir in einer Gartenlaube mit Erdbeermilchshakes, Kuchen, Kaffee und alkoholfreier Erdbeerbowle bewirtet.

Die letzte Wegstrecke nach Hause führte leider wieder über eine vielbefahrene Straße. Bei der Einfahrt in unser Hotel wurden wir vom Fototeam unserer polnischen Gastgeber und von den anderen Jumeleuren mit Jubel begrüßt. An zwei Tagen hatten wir jeweils 70 km zurückgelegt.

Irm Haagen, Sylvia Pescara, Harald Weber, Wolfgang Mörler

Zwei Reisebusse standen am ersten Wandertag bereit, um unsere beiden Wandergruppen zunächst nach Owczary (Ötscher) zu unserem ersten Wanderungsabschnitt zu fahren. Als wir nach dem Ausstieg die Höhe erklommen hatten, bot sich kilometerweit der Blick über das Tal der Oder bis nach Frankfurt.

Weiter ging die Fahrt zu den Resten einer jahrhundertealten, zwischen Górzyna (Göritz) und Zabice (Säpzig) gelegenen und noch immer imposanten Festungsanlage, wo wir nach einem Gang durch exklusiv für uns geöffnete Kasematten eine Tontaubenwurfeinrichtung in Aktion demonstriert bekamen.

Die Weiterfahrt unterbrachen wir in Słońsk (Sonnenburg), wo wir neben der Marienkirche nach der Besichtigung Picknick machten. Bei Gronów (Grunow) setzte die erste Gruppe ihre auf insgesamt 21 km veranschlagte Wanderung durch Wald und Feld in Richtung Ośno Lubuskie (Drossen) fort, während die zweite Gruppe doch deutlich näher an dieses Etappenziel herangefahren wurde.

Auch wenn die Ortskenntnis der Wanderführer unterwegs gelegentlich ein wenig auf die Probe gestellt wurde, was die Erfrischung mit Eis und kühlen Getränken in einem Café am Drossener See etwas hinauszögerte, wollten wir uns Letzteres nicht nehmen lassen. Der Preis dafür war, dass bei unserer Rückkehr ins Hotel die Abendessenszeit bereits begonnen hatte, so dass uns offiziell keine Zeit mehr zugestanden wurde, uns vorher frisch zu machen.

Am zweiten Wandertag brauchte es nur noch für die Rückkehr einen Reisebus. Vom Hotel aus waren wir zu Fuß in südlicher Richtung nach Świecko (Schwetig) aufgebrochen, von wo aus wir am ehemaligen Konzentrationslager „Oder-blick“ vorbei auf einem Damm die Oder entlang wanderten. Der Blick fiel auf die „Steile Wand“ am westlichen Ufer.

Danach bogen wir in Richtung Osten nach Rybocice (Reipzig) ab, wo die Fußwanderung nach offiziell 12 km bereits mit einem Picknick zu Ende war, bei dem uns die Leiterin der örtlichen Postniederlassung, eines Einfraubetriebes, auf Spendenbasis mit Kaffee und Tee versorgte.

Als Ausflug fuhren wir mit mehreren Reisebussen nach Szczecin (Stettin). Scheinbar wartete bei der Ankunft auf uns schon eine riesige Menge Menschen. Schnell stellte es sich jedoch heraus, dass die eigentlich nicht wegen uns gekommen waren, sondern vielmehr die Windjammer sehen wollten, die anlässlich der Baltischen Großsegler-Regatta 2015 aus Klaipeda (Memel) kommend, zahlreich an den Kais vor Anker lagen und zur Begehung einluden.


Wir unternahmen indessen eine Hafenrundfahrt, an die sich ein Mittagessen in der Altstadt anschloss, in der, von einigen bemerkenswerten Ausnahmen abgesehen, leider nicht mehr allzu viel Altes übriggeblieben ist. Auch wer auf etwas persönliche Freizeit gehofft hatte wurde enttäuscht. Die Zeit drängte, zurück im Hotel wartete auf uns bereits die Preisverleihung im Rahmen des Abschlussabends, von der ich zu berichten weiß, dass die OSCAR-Trophäe dieses Mal in Polen blieb.

Übrigens findet der nächste Oscar vom 20. – 24. Juni 2016 in Leiwen an der Mosel statt. Organisiert wird er von den Sektionen Darmstadt, Konstanz und Stuttgart.

Georg Urbanski