Weil Frankfurt so groß ist,
da teilt man es ein,
in Frankfurt an der Oder
und Frankfurt am Main.
(Hoffmann von Fallersleben, 1842)

Über das Lied der Deutschen hinaus hat also jener Hochschullehrer der Germanistik einst ein Lied mit der vorstehenden Strophe geschrieben, die mir regelmäßig in den Sinn kommt, wenn ich vom Main an die Oder fahre, so auch dieses Mal, um mich am Wandern an Oder und Neiße (vom 12. - 16 September) zu beteiligen, was dieses Jahr tatsächlich von meiner Heimatstadt aus unternommen wur­de oder genauer gesagt, ihrem östlichen Teil, der seit 1945 Slubice heißt.

Dort traf ich, neben zwei Franzosen und zwei Dänen, nicht nur auf fünf Landsleute, son­dern auch auf nicht weniger als 28 polnische Jumeleure, alles in allem fast ausnahmslos mir bereits bekannte Gesichter. War es auf der Hinfahrt noch so unangenehm heiß gewe­sen, dass ich unterwegs nur ungern mal den klimatisieren Wagen verlassen hatte, änderte sich das Wetter über Nacht, und am ersten Wandertag regnete es – welch kostbare Sel­tenheit in diesem Jahr! - sogar gelegentlich verhalten. 

Von der Bronchitis, die ich mir ungeachtet der heißen Tage komischerweise von zu Hause mitgebracht hatte, möchte ich hier gar nicht weiter reden. Zu sehr war ich überwältigt von heimatlichen Ge­fühlen angesichts mir so vertrauter Ortsnamen wie Güldendorf oder Ro­sengarten, an denen in den kommenden drei Tagen unser Weg vorbeiführte. Insgesamt unter­nahmen Wanderer wie Radfahrer zwei Touren auf der westlichen und eine auf der östli­chen Oderseite, die einen im Schnitt 15 km und die anderen etwa 55 km lang.

Alles Gute hat nun mal ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Als ich mich am Ende losreißen musste, nahm ich mir fest vor, nächstes Jahr erneut mitzumachen, wenn Adam Poholski, ein erfahrener Hase, mit Ehefrau Urszel und seinem Team in bewährter Manier erneut zum Radeln und Wandern an Oder und Neiße einladen, nämlich die Oder abwärts sechzig Kilo­meter weiter nördlich. Allen Lesern, Wanderern wie Radlern, kann ich nur wärmstens empfehlen, auch mal mitzumachen. Es lohnt sich.

Georg Urbanski