Mittwoch, 24. September
Die von der Stowarzyszenia EuroJumelages w Gorzowie organisierte 14. Rad- und Wanderveranstaltung Nysa-Odra fand vom 24. bis 28. September in Zgorzelec statt, der ehemaligen schlesischen Vorstadt von Görlitz.
Insgesamt nahmen 27 Personen teil, 16 aus Polen, 10 aus Deutschland und 1 aus Dänemark, aber nicht alle waren durchgängig anwesend. 13 Personen hatten sich als Wanderer angemeldet und 14 als Radfahrer. Aus Darmstadt nahmen fünf Jumeleure an dieser Veranstaltung teil. In der Wandergruppe waren Georg, Karola und Thomas, die mit der Bahn bis Görlitz anreisten und dort von Adam abgeholt wurden. Harald und Walter wirkten in der Radfahrgruppe mit.
Die Unterbringung war im Motel Hegelmann in Żarska Wieś, etwa sieben Kilometer östlich von Zgorzelec. Das Treffen wurde am Mittwoch dem 24.09. nach dem Abendessen um 19:00 Uhr von Adam Poholski offiziell mit der Bekanntgabe des Programms eröffnet.
Bericht der Radfahrer
Donnerstag, 25. September
Um 09:00 Uhr brachen 14 Radler zu ihrer ersten Tagestour auf. Auf sehr ruhigen Nebenstraßen fuhr man über Trojca, Kunow und Zgorzelec nach Görlitz.
Da nach etwa einer dreiviertel Stunde Regen einsetzte, wurde der Spaziergang durch Görlitz in eines der wenigen offenen Cafés verlegt. Der Regen hörte nach einiger Zeit zunächst auf und die Radler setzen sich in Richtung Landskrone in Bewegung,.
Auf dem Weg dorthin wurde der Jüdische Friedhof von Görlitz besichtigt. Nach der Besichtigung wurde auf Grund der inzwischen fortgeschrittenen Zeit auf den Besuch der Landskrone verzichtet und direkt die Umrundung des Betzdorfer Sees in Angriff genommen.
Kaum waren die ersten Kilometer zurückgelegt, setzte heftiger Dauerregen ein. Ein Abbruch der Tour und eine direkte Umkehr wäre inzwischen länger als das Weiterfahren gewesen, also wurde der Betzdorfer See im Dauerregen umrundet.
Der Heimweg führte über Hagenwerder, welches an der Bahnlinie Zittau Görlitz liegt, sodass spontan entschieden wurde die Bahn nach Görlitz zu nehmen.
Die Bahnfahrt geriet zu einer logistischen Meisterleistung: es wurden in einem für 6 Räder zugelassenes Fahrradabteil tatsächlich alle 14 Räder, zwei Räder waren bereits im Abteil, inclusive Fahrer verstaut, insgesamt waren dann 16 Räder im Abteil. Zum Glück wollte an der nächsten Station niemand ein- oder aussteigen.
Für die Rückfahrt vom Bahnhof Görlitz nach Żarska Wieś, wurde bei strömenden Regen die kürzere Strecke über Jerzmunki gewählt. Die insgesamt 55 km lange Radtour war gegen 17:30 Uhr mit der Ankunft am Hotel beendet.
Alle Radfahrer brauchten an diesem Tag eine längere Erholungspause, sodass das Abendessen erst um 19:00 Uhr begann. Das spätere abendliche Zusammensein geriet an diesem Tag ziemlich kurz.
Freitag, 26. September
13 Radler starteten zur zweiten Radtour nach Lubań. Die von Adam ausgesuchte Strecke, führte über Gronow, Wyrba, Nowa Karczema und Zureba nach Luban.
In Lubań, das im Zweiten Weltkrieg zu 60% zerstört war, wurde zunächst das Rathaus besichtigt, das vom Zeitpunkt der Wiederherstellung bis heute Sitz des Stadtrates ist. Es ist das prächtigste weltliche Gebäude in Lubań. Es beherbergt das Regionalmuseum sowie eine besondere Ausstellung, die einen Einblick in das ehemalige bürgerliche schlesische Leben bis 1945 der Stadt
und der Region vermittelt.
Anschließend wurde der Brüderturm - ein mittelalterliches Gebäude aus Basalt, ein Aussichtspunkt und Symbol der Stadt besichtigt. Im Brüderturm ist die Ausstellung "Mineralien des westlichen Sudetenlandes" untergebracht. Für geologisch Interessierte, ist die Umgebung der Stadt und des gesamten Landkreises ein lohnendes Ziel. Ausgestorbene Vulkane, seltene Felsvorsprünge, sekundäre und primäre Mineralvorkommen sind leicht zu erreichen
Nach einer kurzen Pause begann eine 2-stündige deutschsprachige Stadtführung. Die an den historischen Gebäuden in deutscher Sprache angebrachten Hinweistafeln sind meist genauer und informativer als die offiziellen Beschreibungen der Stadt im Internet, an denen sich unser Stadtführer orientierte. Auf die Besichtigung eines unterirdischen Flugabwehr-Bunkers aus dem Zweiten Weltkrieg wurde großzügig verzichtet.
Im Anschluss an die Stadtführung trafen sich alle Radler im Bracka Cafe in der Nähe des Rathauses, bevor sie zur Rückfahrt nach Żarska Wieś aufbrachen.
Die Rückfahrt führte über Pisarzowice, Henrykow Luhanski, Slawkonice und Gronow nach Żarska Wieś. Auf dem Weg konnte noch eine 1500 Jahre alte Eibe besichtigt werden.
An diesem Tag wurden insgesamt 48 km bei niedrigen Temperaturen und mäßig bis starken Wind zurückgelegt. Die Radtour wurde wie geplant um 16:30 Uhr beendet
Samstag, 27. September
Noch 12 Radler – ein weiterer Radler hatte zur Wandergruppe gewechselt - starteten zur letzten Radtour des diesjährigen NYSA - ODRA Treffens. Die diesjährige Abschlusstour führte bei allerbestem Radlerwetter – trocken windstill und sonnig - zunächst über sehr ruhige Nebenstraßen nach Czerwona Woda.
Von da an wurde auf einer ehemaligen teilweise unbefestigten durch ein Waldgebiet führenden Bahntrasse bis Weglinec gefahren.
In Weglinec befinden sich im Stadtpark sowohl das Denkmal zur Erinnerung an die beiden Weltkriege als auch das Denkmal zur Erinnerung an die innerpolnische Vertreibung, als Folge der Ost-West Verschiebung Polens nach dem 2.Weltkrieg.
Nach einer ausführlichen Besichtigung des nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg originalgetreu wiederaufgebauten Bahnhofs wurde die Tour in Richtung Pienek fortgesetzt.
Auf der Hälfte der Strecke hatte ein Mitfahrer eine etwas größere Panne, sowohl der Schlauch als auch der Mantel des Hinterrades waren defekt. Das Problem mit dem Schlauch war schnell gelöst, der notdürftig reparierte Mantel konnte erst in Pienek ersetzt werden. Zum Glück ging der Mantel bis Pienek nicht gänzlich kaputt und in dortigen Eisenwarenladen gab es passenden Ersatz.
Nach einer nochmaligen Reparatur wurde das zufällig stattfindende Stadtfest besucht, auf dem man sich mit allerlei polnischen Köstlichkeiten – Suppe, Krakauer, Bigos, Kuchen und Kaffee – stärken konnte, bevor die Heimfahrt der insgesamt 52 km langen Radtour nach Żarska Wieś angetreten wurde.
Mit der Ankunft in Żarska Wieś gegen 17:00 Uhr waren die diesjährigen Radtouren des NYSA-ODRA Treffens nach 155 km erfolgreich beendet. Nach dem Abendessen wurden zum Abschluss Bilder und Filme der vergangen 3 Tage, aufgenommen von Irek, gezeigt
Bericht der Wanderer
Donnerstag, 25. September: Spaziergang durch Görlitz und Fahrt zur Landeskrone
Nach dem Frühstück brachte uns ein Bus bis zur Altstadtbrücke in Zgorzelec, über die wir nach Görlitz gingen. Die Stadt wurde im Jahr 1071 erstmalig urkundlich erwähnt und lag im Mittelalter an einer Kreuzung bedeutender Handelswege. Seine erste Blütezeit erreichte die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert. Zahlreiche prächtige Bauwerke erinnern an diese Zeit, wie zum Beispiel der Kaisertrutz, der Reichenbacher Turm, das Rathaus und die Hallenhäuser der Tuchmacher.
Im Zweiten Weltkrieg hat Görlitz nur geringe Kriegsschäden erlitten und gehört nach der 1990 gestarteten Sanierung heute zu den attraktivsten deutschen Städten mit vielen Denkmalen aus Renaissance, Barock, Gründerzeit und Jugendstil.
Wir liefen am Rathaus vorbei über den Obermakt bis zum Kaisertrutz und noch ein Stück weiter bis zur Haltestelle der Straßenbahn, die uns bis zum Fuße der Landeskrone, einer 419,5 Meter hohen Anhöhe südwestlich der Innenstadt, brachte. Vom Aussichtsturm bot sich ein Ausblick bis zum Berzdorfer See weiter südlich.
Nach einer Aufwärmpause im Restaurant fuhren wir mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof und flanierten über die Berliner Straße zum Postplatz. Von dort marschierten wir über den Marienplatz zum Stadtpark, vorbei am 15. Meridian, der für die Bestimmung der Mitteleuropäischen Zeit maßgebend ist, weiter über die Brücke zurück nach Zgorzelec, wo uns ein Bus abholte. Trotz zeitweiligen Regens war dies ein gelungener Ausflug.
Freitag, 26. September: In Lubań
Mit einem Bus fuhren wir nach Lubań, einer Stadt in der niederschlesischen Oberlausitz, die bis 1945 zur preußischen Provinz Schlesien gehörte. Lubań liegt 24 km östlich von Görlitz im nördlichen Vorland des Isergebirges am Ufer des Flusses Queis. Entstanden ist Lubań vermutlich neben einer slawischen Siedlung und wurde 1268 erstmals urkundlich erwähnt.
In Lubań besuchten wir zuerst das Regionalmuseum im Rathaus, dann die Ausstellung im Bracka-Turm, den einige auch erstiegen. Die Zeit bis zur Stadtführung um 13 Uhr verweilten die anderen Wanderer in einem Cafe, während Karola und ich diese für einen Spaziergang zum Kamiennej-Park nutzten, den die anderen später auch aufsuchten.
Ein Stadtführer leitete uns nachmittags zu den Sehenswürdigkeiten im Stadtkern von Lubań und gab interessante Informationen in Polnisch und Deutsch kund. Das im 16. Jahrhundert errichtete und im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstörte Renaissance-Rathaus wurde nach 1960 rekonstruiert. Die Bürgerhäuser auf dem Marktplatz beherbergen jetzt die Touristeninformation und ein Cafe, das wir als Treffpunkt nutzten.
Eine Nachbildung der Postdistanzsäule vom Görlitzer Tor steht um die Ecke. Ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammt das in die Stadtmauer integrierte Salzhaus, das für die Lagerung von Salz und Getreide diente und später auch als Soldatengefängnis und als Spritzenhaus genutzt wurde. Während die anderen dann zum Kamiennej-Park gingen erkundeten Karola und ich den östlichen Teil der Innenstadt. Später trafen wir uns im Cafe und marschierten von dort zurück zum Supermarktparkplatz, wo der Bus uns abholte.
Samstag, 27. September: Zgorzelec und Görlitz
Nach dem Frühstück fuhren wir mit drei PKWs zum Andrzej-Błachaniec-Park in Zgorzelec, den wir durchwanderten und dabei auch an der Oberlausitzer Gedenkhalle vorbeikamen. Wir machten einen Abstecher Richtung Süden zum Neißeviadukt, bevor wir am Neißeufer entlang Richtung Norden zur Altstadtbrücke liefen, über die wir nach Görlitz gelangten.
Der heutige Rundgang durch Görlitz verlief zunächst Richtung Nikolaiturm, dann weiter zur Dreifaltigkeitskirche, dem Frauenturm und der Frauenkirche zum Postplatz mit dem Toberenzbrunnen. Von dort ging es an der Synagoge vorbei und wie schon am Donnerstag durch den Stadtpark und über die Brücke zurück nach Zgorzelec.
Zusammen mit Jürgen, der uns im PKW mitgenommen hatte, machten Georg, Karola und ich noch einen Ausflug zurück nach Görlitz, um das Neißeviadukt von einer Aussichtsplattform von oben anzusehen und das Besucherzentrum der Landskron Brau-Manufaktur aufzusuchen.
Sonntag, 28. September
Nun war es Zeit Abschied zu nehmen. Wie gewohnt war es ein nettes Treffen mit unseren polnischen Freunden, die sich wir immer viel Mühe für die Durchführung gemacht hatten.
Im nächsten Jahr, so die aktuelle Planung von Adam Poholski, soll NYSA-ODRA vom 02. - 06. September in Zielona Góra stattfinden.
Harald Weber (Radfahrer) - Thomas Rosowski (Wanderer)

