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Unsere Herbstreise nach Amorbach und Umgebung vom 27.09. bis zum 30.09.2025

Trotz der Anfahrtswege von 200 und mehr Kilometern trafen alle Reiseteilnehmer zur vereinbarten Zeit um 12.00 Uhr auf den hoteleigenen Parkplätzen in Amorbach ein und waren nach der allgemeinen Begrüßung neugierig, wie es weitergehen würde. Überraschenderweise konnten wir gleich unsere Zimmer beziehen und nach einer angemessenen Verschnaufpause zum nahegelegenen Konventbau bummeln, um dort unsere Stadtführerin Frau Wicht zu treffen. Wie sie uns erklärte, gehe dieser überaus imposante Bau in seinen Anfängen auf die Benediktiner zurück, die hier vermutlich im Jahr 767 ein Kloster gründeten. Im Laufe der Jahre sei er immer wieder umgebaut und erweitert worden. Die spätbarocke Kirche unmittelbar nebenan wurde im 18. Jahrhundert errichtet. Beide Gebäude sollten wir an unserem Abreisetag unter kundiger Führung noch näher kennenlernen

angekommen: Teil der Gruppe vor dem Hotel drei Grazien und der freundliche Herr von nebenan

Mit unserer Stadtführerin spazierten wir nun gemächlich durch das alte Amorbach, wobei sie uns, wie ich fand, auf angenehme Weise viel Wissen über die Entwicklung dieses Ortes vermittelt hat. Auch auf Fragen konnte sie mühelos tiefergehende Auskünfte geben. Auf diese Weise entwickelte sich die Stadtführung zu einem entspannten Rundgang, bei dem wir sogar Walnüsse im Garten der alten Amtskellerei aufsammeln konnten.

Wir bekamen einen Eindruck von der Bedeutung die das Fürstenhaus zu Leiningen, eines der ältesten Hochadelsgeschlechter in Deutschland, für diese Region darstellt, denn als 1803 im Rahmen der Säkularisation das Kloster Amorbach aufgehoben wurde, fielen alle Gebäude und Ländereien an den Fürsten zu Leidingen.

Erstaunlich für uns war, dass sogar Verbindungen zum englischen Königshaus existieren. Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786-1861), eine verwitwete Fürstin zu Leiningen hatte den Duke of Kent geheiratet. Das aus dieser Ehe hervorgegangene Mädchen wurde am 14. Mai 1819 im Londoner Kensington-Palast geboren und wurde später die britische Königin Victoria, die ein Weltreich regierte. Wir betrachteten erstaunt das Haus, hinter einem von dessen Fenstern dieses Kind gezeugt worden sein könnte. Was für ein Alleinstellungsmerkmal    für Amorbach!  Agile Tourismusmanager könnten da etwas draus machen, aber man sollte nicht alles vermarkten wollen.

Aber zurück zu unserer Stadtführung, die wir am Ende locker um eine halbe Stunde überschritten hatten, denn Frau Wicht hat sich offensichtlich über unser Interesse gefreut und gern Ihr Wissen weitergegeben. Ein besonderes Erlebnis während unseres Rundganges war der Besuch von Sankt Gangolf, einem prächtigen katholischen Gotteshaus aus dem 18. Jahrhundert, dessen Fresken und besonders dessen Hochalter uns für eine ganze Weile gefangen nahmen.

Zum Abendessen waren für uns im „Brauerei Gasthof Burkhard“ Plätze reserviert worden. Sofort entwickelten sich lebhafte Gespräche, die erst als das Essen aufgetragen wurde, etwas abebbten, um danach wieder mit frischer Kraft fortgesetzt zu werden. Die Teller waren richtig heiß, wie einige feststellten und das Essen fand ich ausgesprochen schmackhaft, dazu ein vorzügliches Kellerbier, wie ich es lange nicht getrunken hatte und als mir Willi mit der gleichen Empfindung zuprostete, war mein Glück vollkommen.

Während unseres reichhaltigen Frühstücks am nächsten Morgen zeigten sich manche über die vielen Steckdosen in ihrem Zimmer verwundert. Die Konzeption und Ausstattung der Zimmer wurde allgemein gelobt. Da ist Walter konsequent, an Übernachtungskosten darf nicht gespart werden, denn nur wer gut geruht hat ist am nächsten Tag aufnahmefähig für all die neuen Eindrücke, derentwegen er sich auf die Reise begeben hat.

Nach einem geruhsamen Start in den Tag fuhren wir nach Miltenberg zum Parkplatz an der Pfarrkirche,  in unmittelbarer Nähe von der Anlegestelle unseres Ausflugsschiffes, mit dem wir auf dem Main eine gemütliche Fahrt nach Freudenberg und zurück unternommen haben. Nach der zweistündigen Flussreise gingen wir entspannt an Land und warteten auf unsere Stadtführerin, die just in dem Moment auf der anderen Seite der Uferstraße erschien, als Walter sie anrufen wollte, weil ihm die Warterei allmählich zu lang wurde.

Unsere Führerin war mit Mikrofon und einem Lautsprecher ausgerüstet, den sie verdeckt von ihrer Kleidung vor dem Bauch trug, eine Bauchrednerin also, was sich besonders später im Gewühl der vielen Menschen als nützlich erwies. Wir konnten ihren Erklärungen gut folgen und mussten uns nicht immer in ihrer unmittelbaren Nähe aufhalten.

Wir überquerten die Uferstraße und tauchten augenblicklich in die Geschichte und das lebhafte Treiben der Stadt Miltenberg ein. Den Staffelbrunserbrunnen würdigten wir nur von hinten, betraten auch nicht die Jakobuskirche sondern fanden uns bald darauf auf den alten Marktplatz ein, der einst als Drehort für das Wirtshaus in Spessart mit Lilo Pulver gedient hatte.

Dieser Marktplatz ist einfach schön. Er gilt als das Herzstück der Stadt Miltenberg und ist mit prachtvollen Häusern aus dem 16. Und 17. Jahrhundert eindrucksvoll umrahmt. Die Mitte wird von dem Marktbrunnen aus der Renaissancezeit ansprechend betont. Was für eine Leistung der damaligen Baumeister! Ich hielt inne und versuchte, mich in die damalige Zeit zu versetzen ohne ihr jedoch richtig nahe zu kommen. Bei meinen Träumereien hörte ich aus unserer Gruppe Gelächter. Vermutlich hatte die Stadtführerin einen Schwank erzählt oder die Bedeutung des Schnatterloches erklärt. Ich musste sehen, mich wieder anzuschließen und zuzuhören.

In Höhe des „Alten Rathauses“, einem eindrucksvollen Bau aus dem 14. Jahrhundert im Zentrum von Miltenberg verteilte ein freundlicher Herr Süßigkeiten mit einer Zuckerzange aus einer flachen Plastikschüssel mit 5 gut gefüllten Fächern. Man konnte demnach wählen, welches Leckerli man haben mochte. Er war mächtig umlagert, auch mir gelang es, einen Lakritz- Bonbon zu ergattern. Ich beobachtete das Geschehen eine Weile, verfolgte, wie etwas später ein ziemlich abgerissen gekleideter Mann mit ausdruckslosem Blick an ihm vorbeischlurfen wollte und freudig überrascht war, als auch ihm ein Leckerli überreicht wurde.

Hier auf der Hauptstraße war so viel Betrieb, dass ich immer wieder meine Gruppe verlor, auch weil mich die Auslagen in den ortsüblichen Geschäften ablenkten. Die großen Handelsketten, die man allenthalben in den Städten antrifft, schienen hier weniger präsent. Ich schloss mich wieder meiner Gruppe an und war neugierig auf das schon von weitem den Blick beherrschende Fachwerkgebäude, dem wir uns in der Menschenmenge langsam näherten.

Nachdem wir noch in den leeren Staffelbrunnen geschaut hatten, der in früheren Zeiten fließendes Wasser geliefert hatte, zu dem die  Miltenberger einige Stufen (Staffeln) hinuntersteigen mussten, kamen wir dem Prachtbau näher. Es handelt sich um das angeblich älteste Gasthaus Deutschlands, dem Gasthaus „Zum Riesen“. Ursprünglich als Fürstenherberge gebaut, wurde dieses Haus bereits 1411  urkundlich erwähnt. Das Bauwerk von heute steht seit 1590.

Während es gestern bei unserem Rundgang durch das alte Amorbach fast zu still war und die Altstadt mit ihren vereinzelt leerstehenden Häusern etwas deprimierend wirkte, tobte hier das pralle Leben in sprachlicher Vielfalt. Annemarie hatte einen Einheimischen, der vor einem Restaurant an einem Tischchen saß, gefragt, ob das hier immer so voll sei. Das wären die vielen Touristen, die mit den Kreuzfahrschiffen auf dem Main unterwegs seien und zu bestimmten Tageszeiten die Hauptstraße fluten würden. Außerdem sei der „Miltenberger Weinherbst“ im Gange, der traditionell von Ende September bis Anfang Oktober stattfinde.

Nachdem wir uns von unserer Stadtführerin verabschiedet hatten und uns nach und nach in einem Lokal einfanden, um ein wenig auszuruhen und etwas zu trinken und zu essen, muss ich noch die Geschichte von den Heunensäulen erzählen. Hierbei handelt es sich um mächtige Rundstützen aus Sandstein, die wohl vor Auftragserteilung für den Wiederaufbau des um 1009 abgebrannten Mainzer Doms im Steinbruch Bullauer Berge nahe Miltenberg gefertigt worden sind. Da der Baumeister in Mainz sich für andere Säulen entschieden hatte, blieben die vorgefertigten Rohlinge im Steinbruch liegen. Angeblich waren es einmal 42 Säulen, eine steht noch in Mainz. Wie die Steinmetze es damals geschafft haben, diese Rundlinge so exakt herzustellen, weiß man heute nicht mehr so genau.

Nach unserer Pause trafen wir uns um 15.30 Uhr am Mainufer bei unseren Autos, um nach Michelstadt zu fahren. Nicht weit von dem großen Parkplatz in Michelstadt, wo wir unsere Fahrzeuge abgestellt hatten, fanden wir das Zentrum der Altstadt, wo das berühmte Rathaus von Michelstadt steht. Dieses markante Fachwerkhaus aus mächtigen Eichenbalken, erbaut im Jahr 1484, wie aus einer Jahreszahl am Gebäude hervorgeht, steht dort völlig frei und platzbeherrschend. Bis zum Abendessen war noch etwas Zeit und wir beratschlagten in kleiner Gruppe, was man sich von der Stadt noch anschauen sollte oder könnte.

ehemaliges Rathaus in Michelstadt Marktbrunnen in Miltenberg

Während unserer Unterhaltung stand ein freundlicher Herr auf, der an einem der Tische draußen vor dem Lokal sein Schöppchen getrunken hatte und bot sich an, uns einige Vorschläge zu machen, denn er habe unser Gespräch verfolgt und könne, da er hier hin und wieder als Stadtführer unterwegs sei, uns einige wichtige Tipps geben. Wir folgten seinen Empfehlungen und bekamen auf diese Weise noch einen recht guten Eindruck von Michelstadt.

Aber danach zog es uns zum Odenwaldgasthaus, wo wir in gemütlicher Runde unser Abendessen verzehrten. Natürlich wurde wieder viel erzählt und gelacht, wobei das Wörtchen Eierlikör immer wieder die Runde machte und nur wenige den Grund für die damit verbundene Heiterkeit erfuhren.

Am nächsten Tag fuhren wir zum Technikmuseum nach Sinsheim. Nach etwas über einer Stunde Fahrzeit trafen wir geradezu gleichzeitig auf dem großen Parkplatz ein. Walter verteilte die Eintrittskarten, damit sich jeder nach seinen Vorlieben auf dem Gelände und in den Hallen umsehen konnte. Schon der Anblick der Concorde, der Antonov, der Iljuschin und der Tupulev, dieser Giganten der Lüfte versetzte uns in Staunen und Bewunderung.

im Technikmuseum in Sinsheim: die Concorde und das U-Boot U17
eine imposante Lok: der "Lokführer" Dittmar steigt gerade aus das erste Elektro-Auto

Da wir das Technikmuseum an einem Montag besucht hatten, war es nicht so voll, weil wohl manch einer dachte, montags sind die Museen traditionell geschlossen, so wohl auch Sinsheim. Das unglaubliche Angebot drohte uns zu erschlagen. Irgendwie musste man sich entschließen, bestimmte Schwerpunkte zu setzen. Oldtimer, amerikanische Straßenkreuzer, Rennwagen, Traktoren, Musikautomaten, wie sie auf den großen Jahrmärkten früher zu sehen waren, Dampfmaschinen, Lokomotiven, Flugzeuge, jede Menge Autos von Mercedes bis zum Maybach und viele andere Dinge mehr waren in ihren jeweiligen Entwicklungsstufen zu sehen und erläutert.

Sogar das legendäre U-Boot U17, dieser 500 Tonnen Koloss, dessen Reise durch Deutschland medial intensiv begleitet worden war, konnte besichtigt werden. Witzigerweise musste man erst auf ein Hallendach, um von dort über einen Steg, wie an der See üblich, von oben in den Bauch dieses Bootes zu klettern, dessen Einsatzgebiet für gewöhnlich unter Wasser liegt. Alles war für uns problemlos ohne lange Warterei zugänglich, die Besucherzahl war noch überschaubar. Zwischendrin mussten wir immer mal wieder eine Verschnaufpause einlegen, weil die Fülle der Informationen einen zu überfordern drohte. Natürlich mussten Dittmar und ich über eine Treppe unbedingt in den Führerstand der 44er Dampflok klettern, um leicht enttäuscht festzustellen, dass man sie auf Ölfeuerung umgestellt hatte.

Ein ganz besonderes Erlebnis war der Besuch des IMAX 3D Kinos, wo uns eine Dokumentation über die Reparatur des Hubble-Teleskopes im Weltenraum gezeigt wurde. Unbeschreibliche Bilder, mit den Helmkameras der Astronauten aufgenommen, waren zu sehen, die uns erahnen ließen, zu welchen technischen Leistungen der Mensch fähig ist und die gleichzeitig vermittelten, wie klein und scheinbar bedeutungslos wir in den unvorstellbarem Weiten des Weltalls sind. Als wir schließlich von den vielen Eindrücken ermattet, das Technikmuseum verließen, war es ein interessanter und vielleicht auch tröstlicher Nebeneffekt, dass ausgerechnet im Technikmuseum die Technik zur Erfassung der Parkzeit nicht funktionierte.

Nach unserem Abendessen in Stangs Restaurant und unserer letzten Übernachtung in EMICH’S Hotel packten wir am nächsten Morgen, an dem wir unser gemütliches Frühstück genossen hatten, unsere Koffer, checkten aus und gingen gemächlich zur Fürstlichen Abtei Amorbach, wo uns die Frau erwartete, die uns durch den Grünen Saal, die Klosterbibliothek und schließlich in die wunderschöne Abteikirche führte, wo wir einem Orgelkonzert auf der nicht nur in Fachkreisen äußerst bekannten Barockorgel lauschen durften.

der grüne Saal in der Abtei Amorbach die klangvolle Orgel in der Abteikirche

Nur wenige dürfen auf dieser berühmten Orgel spielen. Der Organist, welcher für uns dieses Konzert gab, hatte reichlich Erfahrung, eine hohe Spielfreude und vermittelte uns einen Hörgenuss darüber, was die „Königin der Instrumente“ zu leisten vermag, wenn sie professionell bespielt wird. Was für ein wirkmächtiges Instrument und welch krönender Abschluss unserer Herbstreise!

Walter, deine Zusammenstellung des Programms unserer Reise war fantastisch. Alle sind sicher auf ihre Kosten gekommen. Dieser Ausflug war interessen– und altersgerecht! Wir fahren reich beschenkt wieder heim. Danke!

Text und Fotos: Manfred Henjes